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date: "2020-01-26T20:41:55.827Z"
title: "Die Behandlung von Gender Dysphorie"
description: "Transition is the cure."
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# Wie wird Gender Dysphorie behandelt?
Die Behandlungsoptionen variieren nach den Bedürfnissen jeder einzelnen Person. Jede einzelne Transition ist einzigartig und es gibt nicht den einen Weg der Transition. Dieser Abschnitt enthält eine Liste möglicher Wege.
### Soziale Transition
Mit einem Satz: Sich outen. Dies bedeutet einfach, der Welt mitzuteilen, dass Sie Transgender sind. Sie geben bekannt, dass Sie einen neuen Namen und/oder neue Pronomen verwenden möchten. Oder eben auch nicht. Sie möchten möglicherweise nur, dass die Leute wissen, dass Sie Trans sind und sich nicht mit Ihrem zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Für einige nicht-binäre Menschen ist dies möglicherweise nicht einmal ein ganzer Schritt fort von Ihrem zugewiesenen Geschlecht, da das Geschlecht ein Spektrum ist und es möglich ist sich als „nicht-binären Mann“ bzw. „nicht-binäre Frau“ zu sehen.
Eine soziale Transition ist der Schritt des „sich nicht mehr Versteckens“ und kann viel Stress, den die Selbstunterdrückung aufgebaut hat, abbauen.
### Gesetzliche Transition
Dies ist der Prozess der Änderung Ihrer offiziellen Rechtsdokumente damit diese Ihr wahres Geschlecht widerspiegeln. Dies kann durch offizielle (meistens von einem Gericht verfügte) Änderung des Namens geschehen, eine Änderung des Geschlechtseintrages in der Geburtsurkunde, eine Änderung des Personalausweises oder Reisepasses oder die erneute Ausstellung von Heiratsurkunden.
### Präsentationelle Transition
Dies ist die Änderung der äußeren Präsentation wie Ihrer Kleidung, Ihre Haare, Ihr Styling oder die Verwendung von Make-Up. All diese Dinge sind in unserer Gesellschaft stark geschlechtsspezifisch. Ein Wechsel der Präsentation bestätigt sowohl das eigene Selbst als auch den Menschen um sie herum und weist darauf hin, wie Sie angesprochen werden wollen.
### Medizinische Transition
Für Erwachsene ist dies eine Hormonersatztherapie und Operationen. Für Jugendliche bedeutet dies oft Pubertätsblocker, bis der Teenager alt genug ist, um sicher zu sein, welches Gonaden-Hormon das richtige für ihn ist. Für Kinder vor der Pubertät besteht diese Möglichkeit nicht. Um es nochmal deutlich zu sagen da es die Transphobe Leute immer wieder falsch verkünden:
***VORPUBATÄRE KINDER HABEN KEINEN ZUGANG ZUR MEDIZINISCHEN TRANSITION!***
Während die American Academy of Pediatrics [die Validierung, Akzeptanz von Transgender-Kindern und den Zugang zu allen Formen der Transition nachdrücklich fördert](https://pediatrics.aappublications.org/content/pediatrics/early/2018/09/13/peds.2018-2162.full.pdf), unterstützen sie ausdrücklich keine Ärzte, die mit einer Hormontherapie oder mit Pubertätsblockern beginnen, bis ein Kind das [Tanner-Stadium 2](https://de.wikipedia.org/wiki/Tanner-Stadien) erreicht hat.
Darüber hinaus wird in den USA kein Chirurg eine geschlechtsangleichende Operation an einem Minderjährigen durchführen (mit Ausnahme natürlich von intersexuellen „Korrekturen“, die ein ganz anderes Problem darstellen; aber das soll hier nicht der Inhalt sein). Sehr wenige Kinder haben Körpermerkmale, die so ausgeprägt sind, um als männlich oder weiblich gelesen zu werden, ohne dass Hinweise durch die Präsentation gegeben werden müssten. Alles was ein Kind machen muss um als männlich oder weiblich gelesen zu werden ist die Haare und Kleidung anzupassen.
### Hormonelle Transition
Die **Transmaskuline Hormontherapie** (Frau zu Mann) besteht aus der Zuführung von Testosteron, üblicherweise durch intramuskuläre Injektion oder Gel zum Auftragen. Der Anstieg der gegengeschlechtlichen Hormone führt typischerweise zur Beendigung des Eisprungs und damit zum Versiegen der Östrogenproduktion in den Eierstöcken.
Die **transfeminine Hormontherapie** (Mann zu Frau) besteht aus der Zuführung von Östrogen, typischerweise Östradiol, über Tabletten, Pflaster oder regelmäßige Injektionen (intramuskulär oder subkutan). Die Verwendung von Implantaten mit langsamer Dosierung wird ebenfalls immer häufiger. Weiterhin wird meistens auch ein Anti-Androgen verschreiben, um die Testosteronproduktion oder -absorption zu blockieren. In den Vereinigten Staaten ist dies normalerweise Spironolacton, ein Blutdruckmedikament, das eine testosteronblockierende Nebenwirkung hat. Außerhalb der USA ist das häufigste Medikament Cyproteronacetat, ein Androgenrezeptorblocker, der in den USA nicht erhältlich ist. Ärzte können auch Bicalutamid verschreiben, dass die Androgenrezeptoren blockiert. Einige Ärzte entscheiden sich jedoch möglicherweise einfach für die Verwendung größerer Östrogen-Dosen, um den Körper dazu zu bringen, die Testosteronproduktion einzustellen.
**Bei Jugendlichen** können Pubertätsblocker wie die oben genannten Androgenblocker verschrieben werden. Alternativ und wenn es von der Versicherung bezahlt wird, können auch Antigonadtropins (ein Medikament, das die Produktion der Hormone blockiert) wie Leuprolidacetat (eine Injektion alle paar Monate) oder Histrelinacetat (ein jährliches Implantat) verwendet werden.
### Chirurgische Transition
Geschlechtsangleichende Operationen werden normalerweise in drei separate Kategorien unterteilt:
**Unterleibsoperationen** (die so genannte „Bottom Surgery“) zur Veränderung der Genitalien.
- Transfeminin:
- Orchiektomie (Entfernung der Hoden),
- Scrotektomie (Entfernung von Skrotalgewebe nach Orchiektomie),
- Vaginoplastik (Schaffung einer Vaginalhöhle),
- Vulvaplastie (Erzeugung einer Vulva mit oder ohne Tiefe).
{!{ <div class="gutter"><div class="card"><div class="card-body"><h4 class="card-title">Zu Ihre</h4> }!}
Zur Information: Es gibt neue experimentelle Operationstechniken für die Genital-OP für nicht-binäre AMAB-Personen. Dabei wird versucht eine Vaginoplastik *ohne* Entfernung des Penis durchzuführen. Diese spezielle Operation ist äußerst experimentell und wurde in den Vereinigten Staaten weniger als ein Dutzend Mal durchgeführt. Dennoch sind die Ergebnisse vielversprechend aus.
Eine weitere Option für die nicht-binäre Po-Operation ist die Genital-Nullification, die darauf abzielt, die äußeren Genitalien vollständig zu entfernen und nur eine Harnröhrenöffnung zu hinterlassen.
{!{ </div></div></div> }!}
- Transmaskulin:
- Hysterektomie (Entfernung von Gebärmutter und Gebärmutterhals),
- Oophorektomie (Entfernung eines oder beider Eierstöcke),
- Vaginektomie (Entfernung der Vaginalhöhle),
- Metoidioplastik (ein Prozess, der die Größe der Klitoris erhöht damit sie eher einem Penis ähnelt),
- Phalloplastik (Aufbau eines Penis durch Hauttransplantation),
- Harnröhrenplastik (Verlängerung des Harnröhrenkanals durch den Phallus),
- Skrotoplastik (Verwendung von Schamlippen und künstlichen Hoden zum Aufbau eines Hodensacks).
**Oberleibs Operationen** (die so genannte „Top Surgery“) zur Veränderung der Brust
- Transfeminin:
- Brustvergrößerung durch Fetttransfer oder Implantate.
- Transmaskulin:
- Bilaterale Mastektomie (Brustgewebeentfernung) mit Brustrekonstruktion.
**Gesichtsfeminisierung (FFS) bzw. Maskulinisierungschirurgie** (Veränderungen an Schädel, Knorpel und Haut im Gesicht).
Generell gilt je jünger eine Person ist, desto weniger sind diese Operationen nötig; Insbesondere, wenn die Transition vor dem 20. Lebensjahr erfolgt.
- Transfeminin:
- Stirnumformung,
- Rekonstruierung der Augenhöhle,
- Augenbrauenlift,
- Haarkorrektur,
- Blepharoplastik (Anheben von Tränensäcken),
- Nasenkorrektur (Umformung der Nase),
- Wangenimplantate,
- Lippenstraffung,
- Lippenfüllung,
- Kieferumformung,
- Trachealrasur (Adams Apfelreduktion),
- Rhytidektomie (Facelifting).
- Transmaskulin:
- Stirnvergrößerung,
- Kiefervergrößerung,
- Kinnvergrößerung,
- Trachealvergrößerung (Adams Apfelvergrößerung).
Sonstige transfeminine Operationen:
- „Brasilianischer Butt Lift“. Fett aus dem Bauch wird in den Hintern transplantiert, um das Verhältnis von Hüfte zu Taille zu erhöhen.
- Voice Feminization Surgery. In den Stimmbändern wird ein Einschnitt vorgenommen, um die Tonhöhe dauerhaft zu erhöhen.
- Aschenputtel-Operation. Knochen im Fuß werden gekürzt, um die Fuß Größe zu verringern. SEHR RISIKOREICH
- Schulterverkleinerung. Das Schlüsselbein wird gekürzt, um die Breite der Schultern zu verringern. SEHR RISIKOREICH

230
public/de/bin-ich-trans.md Normal file
View File

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date: "2020-01-26T20:41:55.827Z"
title: "Bin ich Trans?"
linkTitle: "Bin ich Trans?"
description: "A Roadmap To Figuring Out The Toughest Question"
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nextCaption: Klinische Diagnosen
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<div class="cw"><p><strong>Anmerkung des Kurators</strong>: Die folgende Seite kommt aus <a href="https://aninjusticemag.com/am-i-trans-a-roadmap-to-figuring-out-the-toughest-question-7bb0e809a32d" target="_blank" rel="noopener">einem fantastischen Beitrag von Cassie LaBelle</a> und wurde mit ihrer Erlaubnis übersetzt und weiterverteilt. <a href="https://cassielabelle.medium.com/" target="_blank" rel="noopener">Sie können mehr von ihren Texten auf Medium lesen.</a></div>
# Bin ich Trans?
Lange bevor ich anfing, mein Geschlecht in Frage zu stellen, fantasierte ich häufig das eine meiner besten Freundinnen auf mich zu kam und sagte: "Hör schon auf, du täuschst niemanden."
Wenn Sie mich damals mit dieser Fantasie konfrontiert hätten, hätte ich Ihnen nicht genau sagen können, was ich mit „du täuschst niemanden“ gemeint hätte. Tief im inneren wusste ich, dass es wahrscheinlich mit meinem Geschlecht zusammenhängt, ich hätte nur nicht gewagt es auszusprechen. Alles was ich wusste war, das ich vorgab jemand zu sein der ich nicht war. Das alles auf eine vage, passive und undurchsichtige Weise.
Als ich mich als Transfrau akzeptierte und den langen Prozess des Coming-outs begann, wünschte ich mir, dass jemand sagte, dass er es bereits wusste so etwas wie: „Ich bin so froh, dass du es endlich herausgefunden hast“. Ich wollte das es aus Ihnen heraus sprudelte: „Ich weiß es seit Jahren. Es war so offensichtlich. Niemand hat dich jemals für einen Jungen gehalten. Ich bin so froh, dass du jetzt endlich dein wahres Selbst leben kannst.“
Leider hat mir das aber niemand gesagt. Mein Coming-out-Prozess war erfolgreich und die meisten meiner Freunde unterstützten mich, aber ich habe nie die ersehnte externe Bestätigung bekommen. Meine Freunde und Familie akzeptierten mich als Trans, weil ich ihnen sagte, dass ich Trans war. Sie hatten nicht bemerkt, dass ich die letzten zwanzig Jahre damit verbracht hatte die Fassade eines Mannes hochzuhalten der eigentlich kaum existierte.
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Meine gute Freundin Lily hat den Begriff **„Egg-Prime-Direktive“** geprägt, mit der die Tatsache beschrieben wird, dass Trans-Personen eine unausgesprochene Vereinbarung haben. Trans-Personen sagen anderen Personen - die sich dieselben Fragen in Bezug auf Ihr Geschlecht stellen - nicht, ob sie Trans sind oder nicht.
Wenn man jemandem einfach sagt das er Trans ist, dann öffnet es Tür und Tor zu Leugnung und Ablehnung. Es könnte eine Abwehrreaktion auslösen, die auf verinnerlichter Transphobie aufbaut und die Person tiefer in die Selbstverweigerung drücken oder sie sogar Transphobisch werden lassen. Selbst wenn das nicht geschieht, lässt es dem eigenen Unterbewusstsein Raum, die Dysphorie abzulehnen und zu behaupten, dass sie nur manipuliert oder getäuscht werden. Eine viel bessere Strategie ist es über die eigenen Erfahrungen mit Dysphorie zu sprechen. Damit können sie die Gemeinsamkeiten erkennen und ihre eigenen Schlüsse über ihr Geschlecht ziehen. Dieser „Codex“ verbietet nicht bei der Erforschung des Geschlechts zu helfen, er verbietet es nur dem anderen ein Geschlecht zuzuordnen.
Mit Sicherheit gibt es einige Trans-Personen, die sich nicht an die „Egg-Prime-Direktive“ halten, aber ich habe noch keine getroffen. Es ist eines der wenigen Dinge, die die gesamte Trans-Community zu vereinen scheint, inclusive mir. Obwohl ich mir externe Bestätigung gewünscht habe, weiß ich nun das wahre Akzeptanz nur von innen heraus kommen konnte. Die einzige Person, die Ihnen sagen kann, ob Sie Trans sind, sind Sie selbst.
Das Paradoxe ist, dass die meisten Trans-Personen (vor der Selbsterkenntnis) absolut grauenhaft darin sind, ihrer inneren Stimme zu vertrauen. Ihr gesamtes Leben lang kennen Sie nur die Trennung zwischen dem, wie andere Personen Sie sehen und Ihrem Selbstbild Natürlich ist es da einfacher sich darauf zu verlassen, wenn andere Ihnen sagen „wer Sie wirklich sind“. Das den anderen Menschen einige grundlegende Tatsachen über Ihre Identität fehlen, wissen Sie vielleicht noch irgendwo tief im Inneren; Dennoch ist es beinahe unmöglich, der inneren Stimme mehr Glauben zu schenken als alle anderen zurückmelden.
Mein heutiges Ziel ist es daher, Ihnen einige der Informationen und das „mentale Framing“ zu vermitteln, die mir geholfen haben, mich selbst als Trans zu akzeptieren. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Sie Transgender sind oder nicht, aber ich kann Ihnen die Werkzeuge in die Hand geben mit denen Sie das möglicherweise selbst herausfinden können. Ich kann die Antworten nicht geben, aber ich kann versuchen, Ihnen die richtigen Fragen zu stellen.
{!{
<div class="gutter flex flex-end">
<div class="card">
<div class="card-header"><strong>Warum ist die „Egg-Prime-Direktive“ nötig?</strong></div>
<div class="card-body">
}!}
Auch wenn Sie sich zu 100% sicher sind das eine andere Person Trans ist, so dürfen Sie ihr nicht sagen das Sie Transgender sind, wenn sie Ihre Gefühle nicht selbst erforscht hat. Sie können sie über Gender Dysphorie aufklären; Sie können über Gender Euphorie aufklären; Sie können ihnen Parallelen zwischen ihren Gefühlen aufzeigen - aber Sie können nicht einfach zu jemandem sagen: „Sie sind Transgender“.
Warum denn nicht? Weil sie Ihnen meistens nicht glauben werden.
Wir alle haben Transphobie verinnerlicht. Es blockiert uns zu glauben das wir Trans sein könnten. Zusätzlich glauben wird das „Trans-Sein“ etwas negatives ist das unseren Wert als Mensch schmälert. Dieser Innere Druck kombiniert mit dem Druck der Umgebung wie Familie und Freunde machen es einer Person extrem schwer, sich selbst zu akzeptieren.
Ein Selbstverteidigungsmechanismus wird unterbewusst ausgelöst, wenn Sie einer das eigene Geschlecht hinterfragenden Person mitteilen, dass Sie sie für Trans halten. Unterbewusst wird die andere Person versuchen diese Aussage abzulehnen und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit das diese Zuordnung zu noch mehr innerlicher Ablehnung führt. Auch besteht die Gefahr das die andere Person sauer und gekränkt wird, weil Sie sie für Trans (also defekt, kaputt oder minderwertig) halten. Allzu oft zeigen Transphobe Personen klare Beweise dafür, dass sie ihre eigenen Kämpfe mit ihrem Geschlecht führen und es gibt leider keinen Mangel an Trans-Personen, die als Selbstschutz [eine Transphobe Vergangenheit hatten](https://curvyandtrans.tumblr.com/post/661595258598113280/interview-with-an-ex-radfem).
Selbst wenn die Person Ihre Erklärung akzeptiert, lässt die Tatsache, dass Sie nicht selbst darauf gekommen ist, die Möglichkeit nach Zweifeln zu, was Ihre Dysphorie wecken könnte. Der Gedanke könnte aufkommen zu glauben, Sie hätten ihnen diese Idee in den Kopf gepflanzt und Sie hätten sie manipuliert, um zu denken sie sei Trans. Der einzige sichere Weg einer Person zu lernen, dass sie Trans ist, besteht darin, es selbst zu erkennen.
Schließlich besteht der ganze Zweck des „Trans-Seins“ in Selbstzuweisung und Selbstverwirklichung. Einer Person zu sagen, dass sie Trans ist, ist ebenso sicher eine Zwangszuweisung wie es schon mal bei Ihrer Geburt getan wurde. Wenn Sie ihnen wirklich helfen möchten, sich selbst zu erkennen dann erzählen Sie ihnen von Ihrem Leben, erzählen Sie ihnen, wie Dysphorie funktioniert, schicken Sie sie die Gender Dysphorie Bibel zu lesen, geben Sie ihnen Möglichkeiten zu erkennen, dass das, was sie erleben, nicht etwas ist, mit dem Cis-Menschen kämpfen.
Es sei denn, sie werden direkt gefragt, ob Sie sie für Trans halten … dann ist die oberste Direktive außer Kraft gesetzt.
{!{
</div>
</div>
</div>
}!}
Nochmal die Bitte um Verständnis. Ich habe keine professionelle Ausbildung in Gendertherapie habe. Ich schreibe dies einfach aus meiner eigenen Amateurforschung und meinen persönlichen Erfahrungen hauptsächlich meinem eigenen Weg und meine eigenen Gespräche, die ich mit anderen Transfemininen-Personen und Gender-hinterfragenden-Personen geführt habe. Zusätzlich tue ich dies aus der Perspektive einer ziemlich binären Transfrau heraus, die in ihren frühen Dreißigern die Transition vollzogen hat. Das bedeutet leider das ich für viele Trans-Erfahrungen immer noch blind bin. Die Dinge sind für Transmaskuline und nicht-binäre Menschen anders, und einiges trifft auch nicht auf alle Transfemininen-Personen zu. Dies soll kein universeller Expertenratgeber sein es ist nur das Beste, was ich Ihnen im Moment in die Hand geben kann.
### Die meisten Cis-Personen denken nicht viel über ihr Geschlecht nach
Wenn Sie in der Phase sind, in der Sie Ihr Geschlecht in Frage stellen und selbst wenn es nur bedeutet „Bin ich Trans?“ zu googeln um dann schnell den Laptop zu schließen bevor Sie das Suchergebnis sehen können dann darf ich Ihnen Gratulieren. Sie haben bereits mehr über Ihr Geschlecht nachgedacht, als es die meisten Cis-Personen in ihrem ganzen Leben tun.
Ich habe viele meiner Cis-Freunde gefragt, ob sie jemals ernsthaft über ihre Geschlechtsidentität nachgedacht haben, und neun von zehn haben das nicht. Cis-Personen fragen sich nicht ständig, wie es wäre, dem anderen Geschlecht anzugehören. Sie träumen auch nicht davon, wie schön es wäre, wenn sie in einem anderen Körper aufwachen würden. Sie bekommen kein Herzklopfen, wenn Sie an Body-Swap-Filme denken. Vereinzelt kommt es vielleicht vor das sie es sich schon mal vorgestellt haben, wie es wäre, in einem Körper des anderen Geschlechts zu wohnen aber diese Gedankenexperimente sind kurz und rein intellektuell.
Da steckt kein Antrieb dahinter. Nicht für sie. Wenn Sie diesen seltsamen Antrieb verspüren wenn Sie an Ihr Geschlecht denken, dann könnte das etwas bedeuten.
### Die meisten Cis-Personen sind gerne das ihnen bei der Geburt zugewiesene Geschlecht
Für mich war das anfangs schwer zu glauben aber Cis-Personen mögen ihr Geschlecht tatsächlich! Cis-Männer sind gerne Männer und Cis-Frauen sind gerne Frauen. Sie wünschen sich nicht insgeheim, sie wären als Angehörige des „anderen“ Geschlechts - oder das Sie als geschlechtsloses Wesen oder etwas dazwischen geboren worden wären. Wie wir bereits festgestellt haben, denken sie nicht viel über ihr Geschlecht nach.
Hier wird es etwas komplizierter. Viele Cis-Männer empfinden das Konstrukt der „toxischen-Männlichkeit“ als erdrückend und schrecklich und lehnen die problematischen sozialen Aspekte ihres Geschlechts aktiv ab. Viele Frauen sind frustriert über Frauenfeindlichkeit, das Patriarchat und die Tyrannei der klassischen Geschlechterrollen. „Es zu genießen, ein Mann zu sein“ bedeutet nicht unbedingt, dass Sie es mögen müssen, Ihre Emotionen ständig zu kontrollieren - außer beim Fußball natürlich. „Es zu genießen, eine Frau zu sein“ bedeutet auch nicht das Sie es mögen von Kollegen herabgesetzt zu werden oder oft mit der Frage bombardiert zu werden, wann Sie heiraten werden.
Aber sobald Sie den Rest separat betrachten? Selbst dann genießen Cis-Personen noch immer ihr Geschlecht. Sie wünschen sich vielleicht, dass manche Aspekte der sozialen Normen ihres Geschlechts anders wären, aber sie würden sich dennoch dafür entscheiden, ihr zugewiesenen Geschlechter zu behalten, wenn Sie die Wahl hätten. Leider hören viele Trans-Personen, die Ihre Identität erkunden, dass sich auch Cis-Personen über manche Aspekte ihres Geschlechts beschweren und leiten daraus ab, dass alle diese Abneigung gegen das eigene Geschlecht verspüren.
Wenn Sie beim Hinterfragen Ihres Geschlechts noch nicht zu einem Punkt gekommen sind, dann gehen Sie vielleicht davon aus das „Ich hasse es nicht, ein Mann zu sein“ dasselbe ist wie „Ich genieße es, ein Mann zu sein“. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Trans-Personen mir eine Variation dieser Frage gestellt haben: „Ich kann nicht Trans sein, weil ich es nicht hasse, ein Mann/Frau zu sein“. Danach beschreiben Sie mir all die unzähligen kleinen Dinge warum Sie nicht gerne als männlich bzw. weiblich gesehen werden wollen als ob ihr Geschlecht ein Paar nasse Socken wäre, die sie nie ganz ausziehen könnten.
Es überrascht Sie vielleicht zu hören, dass ich es auch nicht wirklich hasste, vor meinem Coming-out als Mann gesehen zu werden. Es war für mich keine ständige Quelle des Elends. Es war halt einfach, wie es war. Ich habe gelernt damit zu leben denn ich kannte es ja nicht anders. Viele Leute glauben, dass Sie nur dann Trans sein können, wenn Sie sich aktiv verletzt fühlen, wenn Sie als Ihr Geburtsgeschlecht gesehen werden. Dieses Gefühl stellt sich normalerweise erst ein, wenn Sie mit der Transition begonnen haben und endlich wissen, wer Sie sind. Vor der Selbstakzeptanz wird sich Ihre Beziehung zu Ihrem Geburtsgeschlecht wahrscheinlich eher wie gefühlsmäßige Diskrepanz statt wie eine offene Wunde anfühlen.
Unzählige Male habe ich von Transfemininen-Personen unter der Hand folgendes: „Nun, ich hasse es nicht, ein Mann zu sein, und Männer haben teilweise institutionelle Privilegien. Ich glaube nicht, dass ich mich dafür entschieden hätte eine Frau zu sein, wenn ich die Wahl gehabt hätte. Ich möchte diese Privilegien nicht aufgeben“. Diese vermeintlichen Privilegien sind für Sie eine wichtige Sache, aber Sie dürfen es nicht als „Belohnung“ ansehen, die Sie für das ewige Unbehagen ein Mann zu sein bekommen. Männer genießen es, Männer zu sein, und sie würden es immer noch genießen, Männer zu sein, ohne ihre sozialen Privilegien. Wenn diese Privilegien das Einzige sind, was Sie an Männlichkeit mögen, dann bedeutet das wahrscheinlich etwas.
### Genderdysphorie stellt sich vor dem „selbst erkennen“ anders dar als nach dem „selbst erkennen“ aus der Transfemininen Perspektive
Jahrelang dachte ich, dass ich nicht Trans sein könnte, weil ich keine Geschlechtsdysphorie hatte. Selten lag ich so daneben.
Der Hauptgrund, der mich vom Erkennen meiner Dysphorie abhielt, war der gleiche Grund, warum Fische nicht wissen, dass sie im Wasser schwimmen. Ich dachte das mein Leben halt immer so war. Ich dachte es gehört halt einfach zum Mensch-Sein immer dysphorisch zu sein. Ich wusste, dass ich irgendwie traurig und (mehr als ein bisschen) seltsam war, und ich wusste, dass meine Erfahrungen mit Männlichkeit mindestens ein wenig geschlechtsunkonform waren, aber ich hatte jeden Tag mit dem Schmerz der Dysphorie zu kämpfen, ohne zu wissen warum das eigentlich so war. Egal wie schlecht ich mich fühlte, ich fand immer eine gute anderweitige Erklärung, die nichts mit meiner Geschlechtsidentität zu tun hatte.
Ein weiteres Problem war, das sich die Geschlechtsdysphorie bei Trans-Personen vor der Selbstakzeptanz anders manifestiert als nachdem man sich als Trans akzeptiert hat. Ich nahm an das Geschlechtsdysphorie ein Leiden ist, das kommt, wenn man sich im Spiegel betrachtet und dort eine Person mit dem falschen Geschlecht zurückblickt. So stellte sich mein Gefühl aber nicht dar, bis ich mit der Transition begann. Ich konnte mich nicht darüber ärgern keine Frau im Spiegel zu sehen, bis ich wusste das ich eine Frau war!
Vor dem selbst erkennen manifestierte sich die Dysphorie auf vielerlei sehr subtiler Weise. [In diesem Aufsatz habe ich meine Dysphorie-Erfahrungen von meiner Prä-Akzeptanz-Dysphorie aufgeschrieben](https://cassielabelle.medium.com/gender-dysphoria-isnt-what-you-think-6fdc7ae3ac85). Wenn Sie Ihr Geschlecht in Frage stellen, empfehle ich dringend diesen aufmerksam zu lesen.
### Ziehe in Betracht das etwas Wahres dran ist die „NullHypotheCis“
In der Mathematik gibt es die so genannte [„Nullhypothese“](https://de.wikipedia.org/wiki/Hypothese_(Statistik%29#Nullhypothese). Sie beschreibt etwas das als wahr angenommen wird, bis es sich als falsch erwiesen hat. Es ist eine Standardannahme, wie „unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist“. Wenn Sie beispielsweise jemanden wegen Mordes verurteilen wollen, reichen Indizienbeweise einfach nicht aus. Sie brauchen im Allgemeinen einen überwältigenden physischen Beweis, ein Geständnis oder ein anderes offensichtliches Zeichen von Schuld.
[Dieser exzellente Artikel von Natalie Reed](https://freethoughtblogs.com/nataliereed/2012/04/17/the-null-hypothecis/) argumentiert, dass Cis-Gender also nicht Trans-Personen - von unserer Gesellschaft als Nullhypothese verstanden wird. Es wird angenommen, dass wir alle bei der Geburt unser zugewiesenes Geschlecht haben. Damit werden wir gedrängt uns überwältigende Beweise suchen zu müssen, um unsere Transidentität zu beweisen. Ansonsten gehen wir weiterhin davon aus, dass wir Cis sind.
Das macht im Großen und Ganzen schon Sinn, denn es gibt wahrscheinlich mehr Cis-Personen auf der Welt als Trans-Personen. Wie wir bereits weiter oben festgehalten haben, führen die meisten Menschen, die sich mit ihrer Geschlechtsidentität wohl fühlen, diese Art der Befragung jedoch nicht durch. Wenn Sie in dieser Phase der Selbstfindung angekommen sind, besteht eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass Sie nicht vollständig Cis sind.
Die Nullhypothese stellt eine einfache und effektive Frage: Wenn Sie eine ausgeglichene Waage nehmen und beide Fragen gegenübersetzen, wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Trans sind? Wenn Sie den Hypothesen „Ich bin Cis“ und „Ich bin Trans“ das gleiche Gewicht beimessen und aufhören zu verlangen das „Ich bin Trans“ alle Beweise aufbringen muss und damit die volle Beweislast tragen muss. Was fühlt sich dann richtig für Sie an? Wenn Sie für die Hypothese „Ich bin Cis“ genauso viele Beweise fordern wie für die Hypothese „Ich bin Trans“ dann kann das Ergebnis manchmal die ganze schöne Illusion ins Wanken bringen.
### Wenn Sie eine Frau sein wollen, dann sind Sie schon eine Frau. Wenn Sie ein Mann sein wollen, dann sind Sie schon ein Mann
Es ist wirklich einfach: Männer wollen Männer sein und Frauen wollen Frauen sein. Wenn du ein Mann sein willst, dann bist du ein Mann. Wenn du eine Frau sein willst, dann bist du eine Frau. Wenn Sie keines von beiden - oder beides zugleich sein möchten - oder Sie manchmal eine Frau und manchmal ein Mann sein möchten, dann sind Sie wahrscheinlich eine Art von genderfluid oder nicht-binär.
Jetzt höre ich Sie sagen: „Aber Stopp mal! So geht das nicht. Das kann man doch nicht tun!“. Aber Sie können das auf jeden Fall tun. Tatsächlich ist dies im Grunde die einzige Frage, die Sie wirklich selbst beantworten müssen. Wenn Sie immer schon eine Frau sein wollten, Sie aber bisher dachten das Sie ein Mann sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit recht groß das Sie als Frau glücklicher leben würden. Es lohnt sich zumindest auszutesten ob ein paar Schritte in diese Richtung ihnen mehr Glück und Freude bringt, oder?
### Zweifel sind kein Ausschlusskriterium, um Trans zu sein
Jahrelang, wenn nicht sogar jahrzehntelang „wusste“ ich, dass ich nicht Trans bin, weil „echte“ Trans-Personen eine unerschütterliche Gewissheit in ihrer eigenen Identität haben sollten. Ich hatte jenes fiktive Bild einer jungen Transfrau verinnerlicht, die verlangt, dass jeder sie wie eine Frau - die sie ist - sieht, selbst im Angesicht der vermeintlichen Unterdrückung.
So kam es, dass ich dachte Trans zu sein bedeute: Tapferkeit, Mut und absolute unerschütterliche Gewissheit in der eigenen Identität und so war ich nicht. Demnach konnte ich also nicht Trans sein!
Wie sich herausstellt, fühlen sich aber nur sehr wenige Transgender vor der Transition so. Stattdessen beginnen wir unsern Weg fast alle voller Selbstzweifel. Diese Gewissheit stellt sich normalerweise mit der Zeit ein, aber es können Monate, Jahre oder Jahrzehnte des Zweifelns vorrausgehen sowie - zumindest in meinem Fall - weiterer Formen der Validierung nötig sein wie zum Beispiel die Hormontherapie oder die soziale Transition.
Aber am Anfang haben wir fast alle das Gefühl, dass unser Geschlecht ein verwirrendes Durcheinander ist. Wir haben das Gefühl, dass wir unmöglich „Trans genug“ sein können, um eine queere Identität zu beanspruchen und wir fühlen uns definitiv nicht Trans genug für die Transition. Wir machen uns Sorgen, dass wir eine falsche Entscheidung treffen, dass wir überreagieren, dass das Verlassen unseres kleinen Kokons der Selbsterhaltung wahrscheinlich der größte Fehler ist, den wir jemals in unserem Leben machen könnten.
Wenn Sie all das spüren, sind Sie in guter Gesellschaft. Scherzend meinte mein Therapeut sogar das die Frage: „Bin ich Trans genug?“ so häufig ist, dass es praktisch als Symptom gesehen werden kann, Trans zu sein. Sie können Ihre Geschlechtsidentität nicht erkunden, ohne diese in Frage zu stellen, und Selbstzweifel sind ein normaler Teil dieses Prozesses.
### Ihre Trans-Geschichte folgt vielleicht nicht der „Normalen“-Trans-Geschichte
Die Gesellschaft hat entschieden, dass es im Grunde nur eine transfeminine Geschichte gibt, die es wert ist, erzählt zu werden. Es ist die Geschichte einer jungen Transfrau, die schon in sehr jungen Jahren ihre Identität herausfindet. Schon in ihrer Kindheit spielt sie mit Puppen und richtet mit ihnen Teepartys aus. Sie probiert die Kleider ihrer älteren Schwester an und bittet ihre Mutter, ihr Make-up und Schmuck zu kaufen. Sie sieht im Grunde auch immer wie ein Mädchen aus weibliche Gesichtszüge, kleinwüchsig, dünn und androgyn. Wenn sie in der Kindheit oder Jugend keine Transition angeht, wird sie es eben etwas später im Erwachsenenalter schaffen und immer noch eher mehr als weniger wie eine Frau aussehen. Sie trägt schon immer Damenbekleidung und könnte sogar eine Drag Queen sein. Sie fühlt sich wahrscheinlich zu Männern hingezogen und hat vielleicht eine Zeit lang als Sexarbeiterin gearbeitet.
Dies ist eine gültige und übliche Trans-Geschichte und ich kenne viele Frauen, die einige oder alle dieser Punkte erlebt haben. Es gibt einen Grund, warum diese Geschichte immer wieder erzählt wird.
Nach ich das jetzt gesagt habe möchte ich aber klarstellen das die überwiegende Mehrheit der Transfemininen-Personen, die ich kenne, ist nicht so ist. Viele von ihnen hatten eine klassisch männliche Kindheit, komplett mit Spielzeugautos, Videospielen und NERF-Waffen. Viele von ihnen trugen nie Damenbekleidung und fühlten sich von der Drag-Kultur abgestoßen. Viele von ihnen wuchsen zu großen Männern heran, mit breiten Schultern, buschigen Bärten und tiefen Stimmen. Viele von ihnen fühlen sich überhaupt nicht zu Männern hingezogen, während andere bi-, pan- oder asexuell sind. Viele von ihnen begannen erst mit Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig ernsthaft ihr Geschlecht in Frage zu stellen. Viele haben in ihrer Vergangenheit keine „Anzeichen“ dafür gefunden, Transgender zu sein. Sie haben einfach ihr ganzes Leben damit verbracht, zu akzeptieren, dass sie Männer sind, und das war's. Bis es nicht mehr so war.
Auch das ist eine gängige Trans-Geschichte, aber niemand spricht wirklich darüber. Transfrauen wie diese wie ich haben erst in den letzten Jahren angefangen, sich wirklich für unsere Geschichten zu öffnen. Davor? Die einzige Geschichte, die es gab, war die erstere die ich oben beschrieben habe. Deshalb erscheint diese die „richtige“ Trans-Geschichte zu sein und die anderen die „falsche“.
Aber Frauen wie wir sind unglaublich verbreitet. [Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2003](http://www.avitale.com/developmentalreview.htm) zeichnet die Beobachtungen einer Forscherin auf, die jahrzehntelang mit Transfemininen-Personen gearbeitet hat. Ihrer Erfahrung nach gibt es drei verschiedene Gruppen von Transfrauen, von denen zwei den „Ich habe es immer gewusst“-Weg folgen und eine nicht. Ihrer Meinung nach haben Transfeminine-Personen der dritten Gruppe eine klassisch männliche Kindheit und neigen dazu, nicht die normalen Anzeichen von Transsexualität zu zeigen. Sie neigen dazu es erst später im Leben zu erkennen. Während einige von ihnen gegengeschlechtliche Kleidung tragen, tun dies viele nicht und entscheiden sich dafür, mit ihrer Dysphorie auf stillere und innere Weise umzugehen. Ich kann dir nicht sagen, wie erleichtert ich währen meiner Findungsphase ich war als ich diesen Artikel in der Zeitung las. Als ich erkannte das es viele Transfeminine-Personen wie mich gibt.
Zusätzlich glaube ich auch das sich jetzt mehr Trans-Personen outen, weil es so viel mehr Repräsentationen und vor allem viel mehr Ressourcen gibt. 1991, 2001 und sogar 2011 war der Weg zur Transition viel schwieriger, und die meisten Menschen kannten keine offen Trans-Personen. Damals waren die einzigen die diesen Weg gehen konnten diejenigen, die sehr viel Glück hatten. Für alle anderen war es schwer bis unmöglich.
Jetzt im Jahr 2021 ist es nicht nur einfacher, Ihr Geschlecht zu hinterfragen; es ist auch einfacher, Erfahrungen untereinander auszutauschen, Therapie und später Hormone zu bekommen sowie anderen wichtigen Ressourcen zu erhalten. Wäre ich dreißig Jahre früher geboren, hätte ich vielleicht gar keine Transition gemacht. Wäre ich dreißig Jahre später geboren worden, hätte ich hoffentlich schon als Teenager die Transition vollzogen. Letztendlich spielt es aber keine Rolle, ob Sie es „schon immer wussten“ oder ob Sie zum ersten Mal die Freiheit und Ressourcen haben sich diese Fragen zu stellen.
### Vielleicht haben die Dinge, die dich von dem „selbst erkennen“ oder dem Selbst Akzeptieren abhalten gar nichts mit deiner Identität zu tun
Wann immer ich mit einer Transfemininen-Person spreche, die sich gerade diesen Fragen stellt, wendet sich das Gespräch meistens den Hindernissen zu mit denen sie konfrontiert sein könnte wenn sie sich für die Transition entscheidet.
- „Ich mache mir Sorgen, dass ich zu groß und breit bin um als Frau durchgehen zu können“
- „Ich denke ich bin zu behaart für die Transition“
- „Ich habe Angst eine hässliche Frau nach der Transition zu sein“
- „Ich mache mir Sorgen, dass meine Familie mich verstößt oder enterbt“
- „Ich fürchte mein Partner wird mich verlassen“
Andere machen sich große Sorgen um ihre Karriere, ihre Ausbildung oder ihre College-Situation. Viele befürchten, dass sie die Arztrechnungen für HRT oder Operationen nicht bezahlen könnten.
Jeder, absolut jeder bezweifelt das er die Stärke hat mit diesem sozialen Druck während und nach der Transition umzugehen. Sich bei der Familie zu outen, sich bei Freunden zu outen, Frauenkleidung zu tragen, mit Transphobie umzugehen … es ist ein angsterfüllender Ausblick, besonders für Trans-Personen die sich ihr Trans-Sein noch nicht eingestanden haben und schon allein dadurch wenig widerstandsfähig gegen solche Gedanken sind. Das Ganze wirkt einfach zu groß für einen.
Diese Ängste manifestieren sich oft in Form von Self-Gatekeeping. Aus „Ich habe Angst, dass ich nie eine hübsche Frau werde“ wird zu „Ich kann nicht Trans sein, denn was ist, wenn ich nach der Transition nicht hübsch genug bin?“. Das erscheint vielleicht etwas albern da die ursprünglichen Probleme inclusive Dysphorie ja nicht einfach verschwinden, aber Trans-Personen - vor der selbst Akzeptanz - werden manchmal alles tun, um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie nicht wirklich Trans sind. Ich dachte definitiv, dass ich nicht Trans war, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, tatsächlich Hormone zu nehmen und mich jeden Tag wie eine Frau zu kleiden. Das war etwas, was mutige Leute taten, nicht Leute wie ich, also konnte ich nicht Trans sein!
Warum tun wir uns das an? Ich vermute, es geht um Selbstschutz. Wir wissen, dass die Transition unglaublich schwierig ist, und deshalb werden wir alle erdenklichen Alternativen Erklärungen ausprobieren, bevor wir überhaupt bereit sind, uns der „bin ich Trans?“-Frage zu stellen. Wir entwickeln eine wirklich starke selbstschützende Stimme, die sich mit allen Mitteln gegen die Wahrheit wehrt. Dann müssen wir uns keine Sorgen über den Schrecken des nächsten logischen Schritts machen.
Aber die Sache ist doch die: Auch wenn Sie Trans sind, dann müssen sie ja nicht automatisch etwas tun! Obwohl ich die Transition sehr empfehle, ist es definitiv möglich, sich selbst zu akzeptieren und dann einfach… nichts zu tun - wenn die Dysphorie es zulässt. Behalte deinen Namen, deine Pronomen, dein Leben so wie es ist. Sie könnten auch nur vereinzelt Dinge ändern und die kleinen Lichtblicke der Geschlechtseuphorie genießen.
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Wahrheit Ihrer Identität von all Ihren Hoffnungen und Ängsten bezüglich der Transition getrennt ist. Wenn du im Innern eine Frau bist, ist es erst mal egal wie du aussiehst. Es spielt keine Rolle, was Ihre Familie von Ihnen hält. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie die Mittel oder gar den Wunsch haben, eine medizinische Transition anzustreben. Identität ist eine mentale und spirituelle Sache, die von all dem getrennt ist. Wenn du eine Frau bist, dann bist du eine Frau.
Also fang dort an. Finde heraus, *wer du bist*, unabhängig davon was dann zu tun wäre.
Wenn ich mit einer Transfemininen-Person spreche, die ihr Geschlecht hinterfragt und an diesen Fragen feststeckt, versuche ich immer, diese sozialen Faktoren so gut wie möglich auszuklammern. Ich stelle hypothetische Fragen wie diese:
Sie finden einen magischen Knopf, der Ihr Geschlecht dauerhaft wechselt und Ihnen einen weiblichen Körper verleiht der Ihrem Alter, Ihrer Fitness und Attraktivität entspricht. Wenn Sie diesen Knopf drücken, kannte Sie jeder schon immer als Frau. Jeder würde Sie sofort mit Ihrem Aussehen akzeptieren denn sie kannten Sie noch nie anders. Sie werden Ihren Partner, Ihren Job oder Ihre Familie nicht verlieren. Würden Sie auf diesen Knopf drücken?
Cis-Leute würden übrigens nicht einmal daran denken, diesen Knopf zu drücken. Wenn Sie Inneren wissen, dass Sie den Knopf drücken würden, aber immer noch Angst haben, sich selbst als Trans zu akzeptieren, dann dürfte Ihr Problem wahrscheinlich mehr mit der Angst vor der Transition zu tun haben als mit ihrer inneren Geschlechtsidentität.
### Es ist selten dass es „nur ein Fetisch“ ist
Ich kann dir nicht sagen, wie viele Transgender mich eingeschlossen angefangen haben, ihre Geschlechtsidentität aus der Sicht der sexuellen Fantasie heraus zu erforschen.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten wie sich das manifestieren kann: Gender-Spiele mit Partnern, Freude an verwandlungsbezogenen Zeichnungen, Geschichten über Jungen, die zu Mädchen werden, oder Rollenspiele mit Partnern in Online-Foren oder Messaging-Apps. Es gibt so viel von diesem Zeug da draußen, und viele der Leute, die das Genießen sind Trans-Personen, die sich noch nicht erkannt haben, wie einst ich selbst.
Das macht schon Sinn, wenn man länger darüber nachdenkt. Sex ist einer der wenigen Bereiche der menschlichen Erfahrung, in denen es sicher ist, das Geschlecht zu erforschen, ohne sich größeren Fragen zur Identität stellen zu müssen. Es ist außerdem möglich, Sex und Geschlechtsidentität mit der Zeit in Ihrem Kopf zu trennen. Du bist nur ein Mann, der gelegentlich gerne davon träumt, in eine Frau verwandelt zu werden. Das heißt nicht, dass du Trans bist!
Leider kann die Erforschung von Geschlecht auf diese Weise vielen Transfemininen-Personen die Selbstakzeptanz erschweren. Während für mich vor meiner Selbstakzeptanz als Trans diese Art der sexuellen Erforschung notwendig war, bedeutete es auch, dass ich meine aufdringlichen Gender-Gedanken oder Tagträume als „nur ein Fetisch“ abschreiben konnte. Ich behandelte sie als etwas Verborgenes und Beschämendes, anstatt es genauer zu untersuchen.
Dieses Problem wird durch den Begriff „Autogynephilie“ noch komplizierter, eine manipulative und transphobe „Theorie“, die von einem verrückten Psychologen namens Ray Blanchard aufgestellt wurde. Autogynephilie postuliert, dass viele Menschen, die sich selbst als transfeminin identifizieren, überhaupt keine Frauen sind, sondern perverse Männer, die von der Vorstellung eine Frau zu sein oder eine Vagina zu haben nur erregt werden. Laut Blanchard ist ihre gesamte Transition nur ein ausgeklügeltes Fetischspiel mit der Sie die Welt zwingen daran teilzuhaben.
Ich möchte hier klarstellen: Autogynephilie ist Quatsch. [Es wurde von echten Wissenschaftlern und Forschern viele, viele Male diskreditiert](https://juliaserano.medium.com/making-sense-of-autogynephilia-debates-73d9051e88d3). Der ganze Sinn dieser Theorie war, soweit ich das beurteilen kann, zu versuchen Cis-Personen einzureden Transfeminine-Personen als männliche Sexualverbrecher abzustempeln. Zum Glück folgten die meisten Cis-Personen der Argumentation nicht und haben noch nie etwas von Blanchard oder Autogynephilie gehört.
Transfeminine-Personen vor der Selbstakzeptanz als Trans stoßen nur leider viel zu häufig auf diese kruden Theorien. Sie fragen sich dann: „Oh, habe ich nur Autogynephilie? Vielleicht bin ich nicht wirklich Trans.“ Besonders trifft es Transfeminine-Personen die viel Zeit damit verbracht haben, ihre geschlechtlichen Gefühle in sexuellen Fantasien auszudrücken, insbesondere wenn sie sich von der Idee, eine Frau zu sein (bzw. werden), sexuell erregt fühlen.
In diesem kurzen Abschnitt das komplexe Gefühl der Erregung vollständig zu erfassen, würde den Ramen sprengen. Lassen Sie es mich so ausdrücken: dieses Gefühl ist sehr verbreitet, legt sich aber mit fortschreiten der Transition und neigt dazu zu verblassen. Das hat damit zu tun das, wenn man Geschlechtseuphorie lange genug mit sexueller Erregung verbindet, sich das eine als das andere ausdrückt. Dazu kommt das „sich im wahren Geschlecht“ auszudrücken oder auch sexuelles Vergnügen als Ihr wahres Geschlecht zu erleben sich großartig anfühlt. Wie auch immer, es ist nicht „nur ein Fetisch“, wenn Ihre Gefühle tiefer gehen als reine sexuelle Erregung.
### Auch unter den Transidentitäten gibt es ein Spektrum
Wenn du keine nur wenig Zeit mit anderen offenen queeren Menschen verbracht hast, hast du vielleicht nicht bemerkt das es viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, Ihr Geschlecht zu erleben und auszudrücken.
Die Welt lässt es so aussehen, als wären die „Mann“-Box und die „Frau“-Box zwei völlig unterschiedliche Dinge mit einer riesigen Lücke dazwischen. Aber das stimmt so nicht wirklich. Es gibt eine unendliche Anzahl von Möglichkeiten, das eigene Geschlecht auszudrücken, sowohl innerhalb als auch außerhalb dieser Boxen. Ihr Geschlecht könnte „irgendwo anders“ in diesem undefinierten Raum um diese Boxen liegen. Ich bin eine ziemlich binäre Transfeminine-Person und ich liebe es, in der „Frau“-Box zu sein, aber meine Vorstellung wie ich mein Geschlecht ausdrücke, unterscheidet sich oft von den Vorstellungen anderer Menschen, die sich ebenfalls in der „Frau“-Box verordnen.
Es gibt keinen richtigen Weg, um Trans zu sein. Einige Transgender ändern ihre Präsentation, ändern aber nicht ihre Pronomen. Einige Transgender ändern ihren Namen und ihre Pronomen, aber ihre Präsentation ändert sich nicht. Für manche Trans-Personen ist es in Ordnung, als das bei ihrer Geburt zugewiesenes Geschlecht zu leben, solange sie wissen, wer sie innerlich sind.
Manche Transgender entscheiden sich nicht für geschlechtsangleichende Operationen oder gegengeschlechtliche Hormone. Viele Transgender verwenden einen anderen Namen und andere Pronomen, je nachdem, wie sie in einer bestimmten Situation gesehen werden möchten. Viele Trans-Personen bauen einfach ein gegenüber der Cis-Normalität leicht schiefes Verhältnis zum Geschlecht auf: Sie bekennen Farbe und sind fertig.
Viele Trans-Menschen machen sich auf den Weg, um in eine Richtung zu wechseln, und stellen schließlich fest, dass ihre Identität besser zu etwas passt, das sie zu Beginn ihres Prozesses noch nicht einmal hätten erahnen können.
All dies ist in Ordnung und mein Ziel mit diesem Aufsatz ist es den Druck herauszunehmen. Es ist schwieriger, sich selbst als Transgender zu akzeptieren, wenn du das Gefühl hast, dass Selbstakzeptanz mit einer ganzen Reihe neuer unmöglicher Erwartungen einhergeht. In Wahrheit ist es eine der großen Freuden des Trans-Seins; zu erkennen, dass man tatsächlich frei von all diesen engen Vorstellungen davon ist, was Geschlecht sein kann und was nicht.
Egal, wie Sie Ihr Geschlecht letztendlich erleben, wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben. Zugegeben, das klingt kitschig, aber sich selbst die Erlaubnis zu geben, ehrlich zu sein, was einem in Bezug auf das Geschlecht und die Geschlechterdarstellung Freude bereitet und was nicht, kann ein ausdrücklich radikaler Akt sein. Diese Reise könnte Sie zu mehr Komfort in Ihrem Geburtsgeschlecht führen, zu einer Art nicht-binärer oder geschlechtsspezifischer Identität. Vielleicht kommen Sie auch zu mir in die „Frau“-Box bei uns gibt es Kuchen!
Wo auch immer Sie sich verordnen, unternehmen Sie etwas, wenn es Ihnen hilft sich mehr wie sich selbst zu fühlen.
### Es geht bei der Transition weniger darum eine einzige metaphysische Wahrheit zu entdecken, als vielmehr darum, das zu tun, was Sie glücklich macht
Ein Knackpunkt, der mir oft im Gespräch mit Trans-Personen auf der Suche nach selbst Akzeptanz auffällt, ist, dass sie sich selbst vor Angst gelähmt haben und nicht bereit sind zu etwas zu tun, bis Sie im innersten sich vollständig und zu 100% als Trans akzeptiert haben.
Leider ist dies so gut wie unmöglich, insbesondere bevor Sie Maßnahmen zur Bestätigung Ihres Geschlechts ergriffen haben. Es gibt leider keinen Bluttest oder Gehirnscan, der eine Transidentität bestätigen kann, sodass Sie nie einen eindeutigen Beweis haben werden. Ich kann dir nicht sagen, wie viele Frauen mir Wochen oder Monate nach ihrer Selbstakzeptanz Dinge geschrieben haben wie: „Hey, ich hatte heute tatsächlich einen ganz guten Tag damit, mich als Mann zu präsentieren. Bedeutet das, dass ich nicht wirklich Trans bin?“
(Um darauf zu antworten: nein! Ich hatte viele gute Tage im Boy-Mode. Dennoch bin ich noch immer eine Frau.)
Zu diesem Zweck sollten Sie bedenken, dass Sie kein Puzzle sind, das es zu lösen gilt. Sie müssen keine genaue taxonomische Einordnung Ihres eigenen Geschlechts vornehmen. Sie sind nur ein Mensch mit Ihren eigenen komplexen Bedürfnissen, Wünschen, Träumen, Zielen, Ängsten, Triggern und einem ganzen Bündel von allem anderen. Sie sind ein widersprüchliches, komplexes, unlogisches Wesen, das viele Fassetten hat.
Das ist schon etwas beängstigend, aber hoffentlich auch etwas befreiend. Es gibt keinen „richtigen“ Zeitplan für Ihre Transition. Es gibt keine Liste von Dingen, die Sie unbedingt tun müssen. Sie können Ihren Namen behalten oder ändern. Sie können sich einer Geschlechtsangleichenden Operation unterziehen oder mit dem glücklich werden was Sie haben. Sie können jeden Tag Kleider tragen oder Sie können das anderen überlassen. Einige Transfeminine-Personen kleiden sich wie Frauen, so bald Sie das erste mal selbst Kleidung kaufen konnten ich selbst hatte nie ein volles Femme-Outfit an bis ich bereits drei Monate auf HRT war. Es gibt keine starren Regeln. All diese „Regeln“ wurden von Personen erfunden, die schon seit Hunderten Jahren tot sind.
Sie müssen sich auch nicht sofort zu etwas verpflichten. Die Transition ist kein riesiger Sprung in den Abgrund es ist eine Reihe kleiner, freiwilliger Schritte. Alle anfänglichen Schritte sind leicht rückgängig zu machen, und Sie müssen nichts tun von dem Sie glauben es würde Ihr Leben nicht besser machen. Wenn Sie den Blick nach vorne statt in den Abgrund werfen, dann überqueren Sie diesen im Handumdrehen.
Ich empfehle Menschen, die ihr Geschlecht in Frage stellen, ein oder zwei kleine Dinge auszusuchen und auszuprobieren, anstatt Tag ein, Tag aus darüber zu Grübeln und Beweise und Anzeichen zu sammeln. Enthaaren Sie ihre Arme, ihre Beine oder Brust. Lackieren Sie sich die Nägel. Kaufen Sie ein weibliches Kleidungsstück. Erstellen Sie einen zweiten Account in sozialen Netzwerken mit einem weiblichen Namen und ihren Pronomen und betätigen Sie sich als Frau in der digitalen Welt. Vielleicht teilen Sie sogar ein oder zwei vertrauenswürdigen Freunden mit, dass Sie Ihr Geschlecht in Frage stellen, und bitten Sie sie, Sie privat mit einem anderen Namen und anderen Pronomen anzusprechen, um zu testen, wie es sich anfühlt. Sogar die ersten Monate der HRT lassen sich leicht rückgängig machen. Sie können also sogar ausprobieren, wie Ihr Geist mit Östrogenen arbeitet.
Einige dieser Schritte dürften wahrscheinlich ein Gefühl der Überforderung auslösen und wer könnte es Ihnen verübeln, wenn sogar nur die Vorstellung daran Sie überfordert aber vielleicht erkennen Sie in dieser Experimentierphase das es in Ihnen kleine Glücksmomente auslöst. Kleine Momente von „oh, oh, oh, das gefällt mir, das fühlt sich gut an!“
Das ist Gender-Euphorie und ein Zeichen dafür, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Wenn du diesen Gefühlen folgst, wohin auch immer sie dich führen, dann garantiere ich dir, dass dies zu sehr viel Glück und Freude führen wird.

68
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date: "2020-01-26T20:41:55.827Z"
title: "Wie wird Gender Dysphorie diagnostiziert?"
linkTitle: "Klinische Diagnosen"
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# Wie wird Gender Dysphorie diagnostiziert?
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die diagnostischen Kriterien im „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ der American Psychiatric Association, Version 5 (DSM-5). Der Grund, warum ich mich auf diesen Standard konzentriere, ist der: sonst hat niemand einen. Der britische National Health Service spiegelt im Wesentlichen den DSM der APA wider. Andere Länder haben ihre eigenen lokalen Standards, aber sie sind alle entweder sehr ähnlich oder wesentlich älter.
Das WPATH SoC beschreibt Möglichkeiten, wie sich Gender Dysphorie manifestiert; definiert aber keine klaren diagnostischen Kriterien, sondern überlässt es den einzelnen psychiatrischen und therapeutischen Fachkräften, ihre eigenen Diagnosen zu stellen. Wenn der Patient gesund ist und klar im Geiste ist, wird im Allgemeinen wird empfohlen dem Patienten zu glauben, wenn er sagt das er Gender Dysphorie empfindet. Das Schlüsselwort ist hier „gesund ist und klar im Geiste“. Damit ist es dem Psychologen bzw. Therapeuten überlassen, die gebotene Sorgfalt walten zu lassen, um sicherzustellen, dass es keine anderen Faktoren gibt, weswegen der Patient das Gefühl haben könnte unter Gender Dysphorie zu leiden.
Oder, um es ganz klar auszudrücken, WPATH sagt: wenn Sie denken, dass Sie Trans sind, dann sind Sie Trans. Diese Haltung hat ein Großteil der Psychologen und Therapeuten übernommen. Solange Sie glauben, dass Ihr Geschlecht nicht mit dem übereinstimmt, welchen Ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, sind Sie Transgender. Versicherungsunternehmen geben sich mit diesen Selbstdiagnosen nicht so einfach zufrieden. Daher sind hier die Kriterien aufgeführt, die im DSM-5 für die Diagnose einer Person mit geschlechtsspezifischer Dysphorie definiert sind.
{!{ <div class="gutter d-md-block d-sm-none"><div class="card"><div class="card-body"><h4 class="card-title">Zu Ihren Information</h4> }!}
Hier die Diagnose einer geschlechtsspezifischen Dysphorie bei präpubertären Kindern. Es wird erfordert, dass das Kind sechs dieser Kriterien in einer dokumentierten Vorgeschichte von sechs Monaten sowie nachgewiesener Belastung oder Funktionsbeeinträchtigung erfüllt.
1. Ein starker Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören oder das Beharren darauf, dass man das andere Geschlecht ist.
2. Eine starke Vorliebe für das Tragen von Kleidung, die für das andere Geschlecht typisch ist.
3. Eine starke Vorliebe für gegengeschlechtliche Rollen beim Spielen
4. Eine starke Präferenz für Spielzeug, Spiele oder Aktivitäten, die stereotypisch vom anderen Geschlecht verwendet oder ausgeübt werden
5. Eine starke Präferenz für Spielkameraden des anderen Geschlechts
6. Eine starke Ablehnung von Spielzeug, Spielen und geschlechtstypischen Aktivitäten
7. Eine starke Abneigung gegen die eigene sexuelle Anatomie
8. Ein starkes Verlangen nach den körperlichen Geschlechtsmerkmalen, die dem eigenen erfahrenen Geschlecht entsprechen
{!{ </div></div></div> }!}
**Hinweis:** Dies sind die Kriterien für Jugendliche und Erwachsene. Kinder haben [andere Kriterien](https://www.psychiatry.org/patients-families/gender-dysphoria/what-is-gender-dysphoria). Ich habe auch den Wortlaut hier leicht geändert, da die offiziellen Kriterien auf Binäre-Trans-Personen abgestimmt sind.
Damit bei einem Erwachsenen von einem zugelassenen Psychologen oder Therapeuten eine geschlechtsspezifische Dysphorie diagnostiziert werden kann, muss er **zwei der sechs** Kriterien erfüllen und darunter seit mehr als sechs Monaten leiden.
- **Ein Gefühl der deutlichen Abweichung zwischen dem erlebten bzw. dem zum Ausdruck gebrachten Geschlecht und den primären und/oder sekundären Geschlechtsmerkmalen**
Die Art und Weise, wie die Person die Welt sieht und mit der Welt interagiert, stimmt nicht mit der Art und Weise überein, welche Geschlechtstypisch für das zugewiesene Geschlecht ist. Es gibt sehr viele Merkmale, auf die diese Beschreibung passt. Mögliche Merkmale: Wie sie mit anderen interagieren, wie sie sprechen, welche Hobbys sie bevorzugen, wie sie sich kleiden (wollen), ihre Körpersprache und ihre Manieren, mit welchen Geschlechtern sie sich mehr identifizieren, …
- **Der starke Wunsch, seine primären und/oder sekundären Geschlechtsmerkmale loszuwerden**
- **Ein starkes Verlangen nach den primären und/oder sekundären Geschlechtsmerkmalen eines anderen Geschlechts**
Diese beiden Punkte ergänzen sich gut. Dies ist die zuvor definierte körperliche Dysphorie. Die Person fühlt sich mit Aspekten ihres Körpers wegen der Geschlechtsmerkmale unwohl
- **Ein starker Wunsch, von einem anderen Geschlecht zu sein (für binäre-Trans-Personen: Ein starker Wunsch dem anderen Geschlecht anzugehören)**
- **Ein starker Wunsch, wie das andere bzw. ein anderes Geschlecht behandelt zu werden**
Dies sind die soziale und gesellschaftliche Dysphorie. Hier wird beschrieben, wie Sie wollen das die Welt mit Ihnen interagiert und wie Sie mit der Welt interagieren möchten.
- **Eine starke Überzeugung, dass man die typischen Gefühle und Reaktionen eines anderen Geschlechts hat**
Das ist ziemlich selbsterklärend.
Wie oben erwähnt müssen Sie nur **zwei dieser Bedingungen erfüllen**, um die formale Diagnose zu erfüllen. Hierbei können Sie feststellen das nur zwei Kriterien Ihren physischen Körper umfassen. Es ist also durchaus möglich, dass eine Trans Person eine geschlechtsspezifische Dysphorie erlebt, ohne Teile ihres Körpers zu hassen oder anpassen zu wollen. Körperliche Dysphorie ist also nur ein mögliches Kriterium, das Aufzeigen kann, das eine Person Transgender ist.
Hier kommt aber der interessante Punkt: Wenn Sie sich als Transgender identifizieren, dann bedeutet das, dass Sie glauben das Ihr Geschlecht nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das Ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Sie erfüllen also bereits zwei dieser Kriterien! Sie haben das starke Verlangen, ein anderes Geschlecht zu haben, indem Sie erkennen, dass Sie ein anderes Geschlecht sind, und Sie haben eine starke Überzeugung davon das sich Ihr Geschlecht nicht so anfühlt wie es Ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Daher ist es für eine Person per Definition fast unmöglich, sich als Trans zu identifizieren aber keine geschlechtsspezifische Dysphorie zu erleben. Durch die WPATH-Anforderungen kann sich jeder als Trans identifizieren. Ergo ist die Aussage „Sie müssen keine Dysphorie empfinden, um Transgender zu sein“ ein logisches Paradoxon.
Warum gibt es dieses Paradoxon dann immer noch? Weil die meisten Menschen nicht wissen, was geschlechtsspezifische Dysphorie tatsächlich ist. Außerdem ist es einfacher (und schneller) dieses Mantra („Sie brauchen keine Dysphorie empfinden, um Transgender zu sein“) zu wiederholen, als die Nuancen und Feinheiten zu erläutern, wie sich geschlechtsspezifische Dysphorie manifestieren kann. Aber Glückwunsch, Sie können den Leuten jetzt einfach diesen Artikel verlinken.

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date: "2020-01-26T20:41:55.827Z"
title: "Gemanagte Dysphorie: Das verkappte Gender"
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description: "I don't regret the things I have done, I regret the things I didn't do when I had the chance."
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# Gemanagte Dysphorie
Das Aufwachsen, während Sie Ihre Identität verbergen - auch wenn Sie vielleicht selbst noch nicht wissen das Sie Ihre Identität verbergen - wird zu einer Existenz, die auf Bewältigungsmechanismen aufbaut, um die - sich unterbewusst aufbauende - Dysphorie zu lindern. Im Folgenden finden Sie verschiedene Möglichkeiten die (auch nicht selbst eingestandene) Trans-Personen verwenden, um Ihre Dysphorie im Alltäglichen Leben zu lindern:
- Wenn Sie in einem Videospiel die Möglichkeit haben, Ihr Geschlecht zu wählen, wählen Sie in der Regel nicht das Ihnen zugewiesene Geschlecht. Dies kann mit Ausreden einhergehen, um diese Wahl zu verteidigen. "Es war standardmäßig männlich eingestellt und es war mir egal." Oder "Ich möchte nicht stundenlang auf den Hintern eines Mannes starren."
- Eine Vorliebe für Literatur und Filmen mit Hauptcharakteren Ihres wahren Geschlechts oder mit Charakteren, die gegen Geschlechtsnormen verstoßen (Mulan, Little Women).
- Konsum pornografischer Inhalte in die Sie sich Geschlechtskonform hineinversetzen können. Zum Beispiel eine Anziehungskraft auf schwul-lesbische Pornos, Brautkink, Transgenderpornos oder Transformationssequenzen.
- Crossdressing oder Drag.
- Ausreden finden, um die Haare kurz zu schneiden oder herauszuwachsen (oder Frisörtermine hinauszögern).
- Rasieren von Körperhaaren bzw. Weigerung die Haare zu rasieren, wie es von Ihrem zugewiesenen Geschlecht normalerweise erwartet wird.
- Tragen von sehr locker und weiter Kleidung, um die die Form Ihres Körpers zu verbergen. Eindeutig geschlechtsspezifische Kleidungsstücke (z.B. Röcke oder Anzüge) für Ihr zugewiesenes Geschlecht werden verweigert oder nur sehr ungern getragen.
- Sie Vermeiden soziale Zusammenkünfte, wann immer dies möglich ist, und Sie suchen nach Isolation.
- Sie Informieren sich intensiv über geschlechtsspezifische Themen (wie das Design von Herren- oder Damenbekleidung) oder Sie verweigern sich solchen Themen komplett in Bezug auf Ihr Geburtsgeschlecht.
- Obsessives Training (AFABs) um den Körper in die richtige Form zu bringen.
- Unterstützung von Cis-Partnern beim Einkaufen, um stellvertretend im richtigen Geschlecht einzukaufen.
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Weil nicht-geschlechtskonformen Kindern so viel Missbrauch und Abneigung entgegengebracht wird, lernen viele Trans-Personen aus purer Notwendigkeit heraus, Ihre Persönlichkeit zu verbergen. Viele Transgender sprechen von einer Lebensphase, in der sie versuchten, sich auf ihr zugewiesenes Geschlecht einzulassen, Männlichkeit oder Weiblichkeit bis zum Äußersten zu zeigen, um zu versuchen, sich selbst zu „reparieren“. Dies führt zu Unterdrückungstendenzen, die sogar oberflächlich giftig erscheinen können, aber einfach das Ergebnis des Versuchs sind, jeden Teil ihres wahren Selbst zu verbergen. Beispiele hierfür sind:
- Das wachsen lassen und das akribische Pflegen von Gesichtshaar (der sogenannte „Denial Beard“).
- Die Meisterung der Make-up-Kunst, um einen möglichst perfekten Femme-Look zu haben.
- Kleidung und Präsentation *extrem männlich* oder *extrem weiblich*.
- Vermeiden von Gesprächen über Mode oder gespieltes Desinteresse.
- Sie Dissoziieren, wann immer das Gespräch auf geschlechtsspezifische Themen wie Modegespräche oder geschlechtsspezifische Aktivitäten gelenkt wird.
- Sie Arbeiten wie ein Besessener (AMABs) und fokussieren sich ganz auf Ihre Kariere.
- Annahme einer stark stereotypen Geschlechterrolle in einer Beziehung (z.B. die pflichtbewusst bescheidene Hausfrau).
- Sie heiraten eventuell und haben Kinder - in der Erwartung, dass sie dadurch das „reparieren“ können, was bei Ihnen nicht stimmt.
- Sie nehmen eine ultra-konservative Haltung gegenüber Geschlecht und Sexualität ein.
- Sie sind homophob und transphob und nutzen es zur Verteidigung, um jeden Verdacht sofort zu ersticken.
- Passiv Aggressives Verhalten allem gegenüber was mit Ihrem wahren Geschlecht zusammenhängt.
### Flucht- oder mentale Mittel
Zu guter Letzt ist ein weiterer sehr häufiger Bewältigungsmechanismus, Flucht- oder mentale Mittel zu finden, um die eigenen Gefühle zu verdrängen:
- Intensiv viel Zeit in Hobbys investieren.
- Sehr viel Zeit beim Arbeiten verbringen.
- Suchten von TV-Serien, Filmen oder Büchern.
- Verbringen jeder einzelnen freien Minute in Videospielen oder in sozialen Medien.
- Den eigenen Wohnraum zwanghaft reinigen.
- Sehr viel schlafen.

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title: "Impostor Syndrom, aber mach es trans"
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# Impostor Syndrom
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> [Das Impostor-Syndrom](https://de.wikipedia.org/wiki/Hochstapler-Syndrom) (auch bekannt als Impostor-Phänomen, Impostorismus, Betrugssyndrom oder Hochstapler-Syndrom) ist ein psychologisches Muster, bei dem ein Individuum an seinen Leistungen zweifelt und eine anhaltende verinnerlichte Angst hat, als Betrüger entlarvt zu werden.
Die Gesellschaft ist im Allgemeinen sehr gut darin, Trans-Personen dazu zu bringen, an sich selbst zu zweifeln. Wir erhalten im Laufe unseres Lebens unzählige unterschwellige Botschaften, die besagen, dass es nicht normal ist Trans zu sein und dass jeder, der tatsächlich Trans ist, außergewöhnlich oder speziell sein muss. Die Besessenheit der Cis-Medien um den Satz „Im falschen Körper geboren“ hat dazu geführt, dass viele Jugendliche falsche Informationen über Trans-Personen verinnerlicht haben. Viele Transkinder wachsen mit dem Gedanken auf, dass sie eigentlich keine Transgender sind; Sie können keine Transgender sein, weil sie nicht wissen, dass sie ein anderes Geschlecht sind, sie *wünschen* es sich nur. Viele nicht-binäre Kinder wachsen mit dem Wissen auf, dass etwas nicht stimmt, glauben aber nicht, dass sie Trans sind, weil sie sich nicht wie eine binäre Trans-Person fühlen.
Dazu haben die Botschaften, dass Trans-Personen ihren Körper oder ihre Genitalien hassen, die Bewusstseinslandschaft vergiftet, so dass viele Menschen, die entweder keine körperliche Dysphorie verspüren (oder einfach denken, dass ihre nicht sehr stark ist) glauben, dass sie nicht "Trans genug" sind.
***[Ja, du bist Trans genug!](https://www.amazon.com/Yes-You-Are-Trans-Enough/dp/1785923153/)***
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Darüber hinaus wurde die Nachricht von transphoben Medien verinnerlicht, dass Trans-Frauen eben keine echten Frauen und Trans-Männer eben keine echten Männer sind; und das Trans-Personen nur versuchen die Allgemeinheit dahingehend zu manipulieren, das man sie für echte Frauen bzw. echte Männer hält. Dies führt zu vielen Selbstzweifeln an der Authentizität des eigenen Geschlechts, insbesondere angesichts der vielen Geschlechterstereotypen. Wenn Sie feststellen, dass Sie diese Stereotypen nicht erfüllen können, lassen Sie sich leicht davon überzeugen, dass Sie Ihrem wahren (bzw. inneren) Geschlecht nicht gerecht werden können (Hinweis: Cis-Männer und Cis-Frauen bezweifeln dies auch viel zu oft).
Darüber hinaus leiden viele Transgender aufgrund einer Vorgeschichte von Mobbing oder transphobem Missbrauch unter einem verringerten Selbstwertgefühl und sind aus diesen Gründen bereits mit Selbstzweifeln vorbelastet. Geschlechtsspezifische Dysphorie verursacht auch Depressionen, die dann nur dazu führt diese Zweifel weiter zu nähren. Dies alles führt zu einer riesigen Ansammlung von Selbstbehinderungen, die dazu führen, dass jemand immer wieder darum kämpft, seine eigene Geschlechtsidentität zu akzeptieren.
Aber hier ist die Sache… nur Trans-Personen machen sich Sorgen, ob sie tatsächlich Transgender sind! Eine Cis-Gender-Person ist nicht besessen von ihrer Geschlechtsidentität. Eine Cis-Gender Person denkt kurz darüber nach, verarbeitet die Informationen, macht einen Haken dran und geht zum nächsten Punkt über. Wenn Sie immer wieder zu diesen zweifelnden Gedanken zurückkehren, dann sagt Ihnen Ihr Gehirn, dass Sie irgendwo eine falsche Abbiegung genommen haben.
Die Welt ist voller Einflüsse, die uns mit Zweifeln erfüllen und uns davon abhalten, mit der etablierten Gesellschaftsordnung zu brechen. Im Folgenden werden einige Systeme und Ideologien beschrieben, die versuchen Trans-Menschen als verwirrt oder Betrüger hinzustellen und uns davon abhalten sollen, uns selbst zu verwirklichen.
### Autogynephelia
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Diese Theorie wurde in den späten 1980er Jahren entwickelt als die Autogynephelia (AGP)-Theorie von Ray Blanchard viel Anklang fand, da das Trans-Bewusstsein sich gerade anfing zu entwickeln. AGP ist eine pseudowissenschaftliche Erklärung, die die Quelle der Identität von Transfemininen Personen mithilfe von [sexuellen Perversionen](https://de.wikipedia.org/wiki/Paraphilie) „erklären“ soll. Blanchard trennte transfeminine Personen in zwei Gruppen: ob sie sich zu Männern oder Frauen hingezogen fühlten. Gleichzeitig sprach die Theorie ihnen ihre Weiblichkeit ab. Seine Arbeit ignorierte transmaskuline Personen und nicht-binäre Identitäten völlig.
Autogynephelia besagt, dass heterosexuelle transfeminine Personen eigentlich nur schwule Männer sind, die deswegen ein weibliches Aussehen suchen, um das Verlangen heterosexueller Männer zu wecken. Lesbische Transfeminine Personen sind tatsächlich heterosexuelle Männer, die von ihrem Verlangen nach Frauen so besessen sind, dass sie selbst eine Frau werden möchten, um sexuelle Befriedigung mit sich selbst zu erlangen.
Blanchards Theorie stützte sich darauf, wie die Darstellung von Frauen häufig zu sexueller Erregung bei Transfrauen, im frühen Stadium Ihrer Transition, führte. Die meisten seiner Studienteilnehmer waren Patientinnen, die zum ersten Mal versuchten, sich als Frau zu präsentieren oder/und nur sehr kurz auf Hormonersatztherapie waren.
Heute ist es befremdlich, aber damals wurde es jahrelang als gültige Psychologische Theorie angesehen. Diese Theorien wurden sogar in College-Lehrbüchern abgedruckt. Blanchards Forschungen entsprachen nicht der wissenschaftlichen Genauigkeit und seine Daten erwiesen sich als äußerst fehlerhaft. Unter anderem manipulierte er seine Patientenbeobachtungen und warf einfach alle Daten weg, die nicht zu seiner Hypothese passten. Viele seiner Theorien basieren auf frauenfeindlichen Ansichten über Weiblichkeit, und er hat nie Cis-Gender-Frauen als Kontrollgruppe in seine Studie einbezogen. Weitere Informationen darüber, wie fehlerhaft die Theorie ist, finden Sie in Julia Seranos ausgezeichnetem Aufsatz: [„The Case Against Autogynephilia“](https://www.juliaserano.com/av/Serano-CaseAgainstAutogynephilia.pdf).
AGP ist Ende der 2000er Jahre von der modernen Psychologie gründlich zerrissen worden, aber der Schaden war schon angerichtet. In der Öffentlichkeit waren alle Transfrauen perverse Fetischisten. Medienporträts von Transfrauen spiegelten diese Haltung wider und brannten diese negativen Bilder tief in das öffentliche Bewusstsein.
Transfeminine Individuen verinnerlichen dann diese Botschaften und kamen zu dem Schluss, dass sie eigentlich keine Transgender sind, sondern nur eine perverse Entartung. Es ist mir passiert; es ist fast jeder Transfemininen Person ab 1980 passiert, die es im Teenager Alter schon gewusst hat.
Sie sind kein Fetischist. Das Gefühl, wenn du dich als Frau betrachtest, ist geschlechtsspezifische Euphorie.
### Patriarchale Unterdrückung
Eine häufige Ursache für das Absprechen des Wunsches dem männlichen Geschlecht anzugehören für AFABs ist das Vermischen des Geschlechts mit der vermeintlichen systemischen Unterdrückung von Frauen (insbesondere bei Personen, welche keine Hormontherapie anstreben oder nicht in die binären Geschlechtskategorien passen). Die Botschaft „Oh, du willst einfach keine Frau sein, weil Frauen so schlecht behandelt werden“ wird viel zu oft gehört und kann im Unterbewusstsein starke Selbstzweifel hervorrufen. Das diese These unlogisch ist, kommt aber meistens nicht in den Sinn. Die Gesellschaf behandelt Trans-Personen meist schlechter als Frauen. Demnach ist das Anstreben der Transition, um der „Unterdrückung als Frau“ zu entgehen ein Selbstwiderspruch (und ich persönlich habe noch nie eine Trans-Person getroffen, die es deswegen getan hat).
Die Botschaft von radikalen Feministen, weibliche Geschlechterrollen aufzugeben, kann es auch schwieriger machen, die eigenen Gefühle zu analysieren. „Bin ich eigentlich nicht-binär oder bin ich nur eine Feministin?“ oder „Bin ich eigentlich ein Mann oder bin ich nur eine sehr männliche Lesbe?“. Dafür ermutige ich Sie, mit Cis-Feministinnen, insbesondere Lesben, zu sprechen. Sie werden sich über Unterdrückungssysteme und das Patriarchat beschweren; Die Probleme sind alle außerhalb Ihres Einflussbereiches und dennoch wollen sie weiterhin Frauen sein. Sogar sehr männliche Lesben wollen Frauen sein, nur in einer anderen Art und Weise wie es der Mainstream-Feminismus vorschreibt.
Dann gibt es das Problem, das Leute glauben, *nicht-binär* zu sein heißt *androgyn zu sein* und *androgyn zu sein* bedeutet einfach *weniger weiblich* zu sein. Weiblichen nicht-binären Personen sollte man die Existenz nicht absprechen! Es ist in Ordnung, wenn Sie Ihre Brüste nicht entfernen möchten. Es ist in Ordnung, wenn Sie Ihre Kurven genießen. Es ist in Ordnung, wenn es Ihnen nichts ausmacht, wenn Sie mit „sie“ und „ihr“ angesprochen werden. Das macht dich nicht weniger Transgender.
Wenn Sie das Gefühl haben, keine binäre Frau zu sein, dann sind Sie keine binäre Frau. Cis-Frauen erleben solche Diskrepanz nicht.
### Toxische Männlichkeit
AMABs wachsen mit der Botschaft auf, was es heißt „ein Mann zu sein“. Es gibt so wenige Beispiele für positive besetzte Männlichkeit in populären Medien und AMAB männliche nicht-binäre Personen werden auch in der Transrepräsentation so häufig ignoriert, dass es sich sehr einsam anfühlen kann, ein queer geschlechtlicher Mann zu sein. AMAB Enbies werden oft entweder mit schwulen Cis-Männern zusammengefasst oder wie Transfrauen behandelt.
Sie können einfach genderqueer sein! Auch das ist eine gültige Identität!
### Transmedikalismus
Das trifft alle. Transmedikalismus (auch bekannt als „Truetrans“) ist eine Transgender-Ideologie, die von der Harry-Benjamin-Skala (Rang 5 und 6) abgeleitet ist. Ziel ist es, die Regeln vor der WPATH Revision zu stärken welche eine intensive körperliche Dysphorie erfordern, um sich für eine medizinische Transition zu qualifizieren. Damit würde man viele nicht-binären Identitäten ausschließen. Transmedikalismus ist im Kern ein Konzept der „besseren Trans-Personen“ welches binäre Trans-Menschen über die Bedürfnisse jeder anderen Trans-Geschlechtsidentität erhebt und die Ausweitung der Transgender-Identität zurückdrängt. Sie wünschen sich mehr Hürden als heute, schimpfen mit dem Transgender-Label gegen nicht-binäre Personen und würden es vorziehen, wenn weniger Menschen wegen ihrer geschlechtsspezifischen Dysphorie behandelt werden würden.
Kurz gesagt, viele Transmedikalisten hassen es, dass die jüngere Generation es „so einfach hat“, obwohl viele in ihren Reihen auch Teil dieser Generation sind. Diese Ideologie begann unter verärgerten älteren Trans-Personen, hat sich aber seitdem auf andere binäre Individuen ausgeweitet, insbesondere ist sie populär unter jungen binären Transmaskulinen-Personen.
Wenn eine Trans-Person zum ersten Mal von anderen Trans-Personen ausgegrenzt wird, kann dies für lange Zeit ihre eigene Selbstakzeptanz erheblich beeinträchtigen und das eigene Erkennen für lange Zeit behindern. Anhänger von Truetrans sind dafür bekannt, dass sie den Leuten tatsächlich sagen: „Nein, du bist kein „echter Transgender“.“
Diese Aussagen sollte man keinen Glauben schenken denn es handelt sich um Mobbing-Taktiken, die explizit darauf ausgelegt sind, andere Menschen zum Zwecke der Selbsterhöhung zu verletzen.
### Trans-Ausgrenzender Reaktionärer Feminismus (TERF) bzw. Kritische Gender (GC) Bewegung bzw. Gender Essentialismus
Gender Essentialismus ist der Glaube, dass die Existenz einer Person untrennbar mit den angeborenen Geschlechtsmerkmalen zusammenhängt. Die Person ist das Geschlecht basierend darauf mit welchen Geschlechtsorganen sie geboren wurde. Die TERF- und GC-Ideologie entstand aus der Lesben Bewegung des Feminismus der zweiten Welle und bestreitet die Existenz der Transgender-Biologie und die der nicht-binären Trans-Personen vollständig. Die Bewegung wurde von rechten Reaktionären, Rassisten und Homophoben weitgehend unterwandert und wird jetzt, in Amerika, von evangelisch-christlichen Organisationen unterstützt.
Diese Leute werden vor nichts Halt machen, um Ihnen Ihre Existenz abzusprechen. Verschwenden Sie keine Aufmerksamkeit an diese.
### Gender Abolitionisten / Postgenderismus
[Postgenderismus](https://de.wikipedia.org/wiki/Postgender) ist eine Philosophie, die ihren Ursprung im radikalen Feminismus fand und besagt, dass alle Geschlechter mehr Schaden als Nutzen verursachen. Sie versucht jegliches Geschlecht in unserer Gesellschaft auszurotten. GAs glauben, dass jedes Geschlecht ausschließlich ein soziales Konstrukt ist und dass jeder, der sich stark mit einem binären Geschlecht verbunden fühlt, entweder schändliche Geschlechterstereotypen propagiert oder blind systemischer Indoktrination folgt.
GAs glauben nicht an die Existenz von geschlechtsspezifischer Dysphorie und werden versuchen, denjenigen die Glaubwürdigkeit abzusprechen, die so etwas Erleben. Es handelt sich um die linke Version der geschlechtskritischen Bewegung.

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@ -50,15 +50,15 @@ classes:
11. [Existentielle Dysphorie](/de/existentielle-dysphorie)
12. [Managed Dysphoria](/en/managed-dysphoria)
12. [Gemanagte Dysphorie](/de/gemanagte-dysphorie)
13. [Impostor Syndrome](/en/impostor-syndrome)
13. [Impostor Syndrom](/de/impostor-syndrom)
14. [Am I Trans?](/en/am-i-trans)
14. [Bin ich Trans?](/de/bin-ich-trans)
15. [Clinical Diagnoses](/en/diagnoses)
15. [Klinische Diagnosen](/de/diagnose)
16. [Treating Gender Dysphoria](/en/treatment)
16. [Die Behandlung von Gender Dysphorie](/de/behandlung)
17. [Causes of Gender Dysphoria](/en/causes)